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Das Osterwochenende 2019

Von Felix Buser: 
Für die Ostertage waren sehr unterschiedliche Wetterbedingungen angesagt. Am Freitag und am Samstag waren mit viel Sonnenschein gute thermische Bedingungen vorherrschen. Am Sonntag war in Folge von grossflächigen Abdeckungen durch Zirrenfelder kaum mit grösseren Streckenflügen zu rechnen und am Montag war Föhn angesagt. Leider ist der Flugplatz Buochs jeweils am Karfreitag geschlossen, so dass von Buochs aus keine Segelflüge gestartet werden können. Dass die Streckenflug Bedingungen sowohl in den Alpen als auch im Jura und auf der Alb gut waren, belegen 58 gemeldete Flüge von 60 bis 800 km im OLC in alle Richtungen.

Auch am Samstag den 20. April 2019 war gute Thermik angesagt. Viele Piloten der SGN wollten diese Chance für einen Streckenflug nutzen. Die reduzierte Flotte der SGN war für einmal voll ausgelastet und jedes Flugzeug war in der Luft. Dank ein wenig Flexibilität konnte aber für jeden Pilot ein Platz in einem Flugzeug gefunden werden und es war sogar ein PAX-Flug möglich. Ich habe mich zusammen mit Armin Willimann für die DG 1001 T HB-2656 eingeschrieben. Vor unserem Flug hat Michael mit der DG drei Schulungsflüge gemacht und ist damit in seiner Turbo-Einweisung einen grossen Schritt weitergekommen.

Um 11:40 starten Armin und ich Richtung Schlierental und klinken auf ca. 2000 m in einem kräftigen Schlauch, welcher uns innert Minuten auf über 2600 m bringt. Mit dieser Höhe sehen wir uns schon fast am Stockhorn, doch wie so oft haben wir die Rechnung ohne den Thermik Gott gemacht. An der Hagleren, wo erfahrungsgemäss immer ein Schlauch steht, geht diesmal gar nichts und wir müssen zurück und einen zweiten Anlauf nehmen. Erst beim Jänzi finden wir wieder einen brauchbaren Schlauch und erreichen bald die neue Ausgangshöhe von 2500 m. Eine westliche Route über den Schimbrig und die Schafmatt ist diesmal von Erfolg gekrönt. Auch die Schrattenfluh, der Hohgant und das Niederhorn tragen, so dass wir die Seequerung vom Niederhorn zum Stockhorn mit 2700 m beginnen. Am Stockhorn kommen wir knapp unter Gipfelhöhe an und fliegen gleich weiter ins Simmental, wo wir die erhofften Aufwinde finden. Bei jedem Schlauch steigt die Basis etwas an, so dass wir am Hundsrügg mit 3400 m weiterfliegen können.

Unser Plan, ins Wallis zu queren scheint zu klappen. Doch nochmals warnt uns der Thermik Gott davor, übermütig zu werden und versperrt uns den direkten Weg zum Sanetschpass. Um kein Risiko einzugehen, folgen wir von Saanen der Nordkrete der Sarine bis Montbovon, wo wir in einem kräftigen Schlauch mit 3600 m den höchsten Punkt unseres Flugs erreichen. Nun stehen uns wieder viele Möglichkeiten offen, doch unsere Umwege haben etwas Zeit gekostet und es ist schon 14:30 Uhr. Deshalb entschliessen wir uns, auf die Zusatzschlaufe über Monthey und Martigny zu verzichten. Hoch über Les Diablerets queren wir nun zum Sanetschpass und fliegen im Wallis gleich weiter Richtung Sion. Vorbei an der Plaine Morte kommen wir zum Torrenthorn.

Die TMA von Sion ist nicht aktiv, so dass wir ohne weiteren Funkkontakt weiter dem Rhonetal folgen. Die etwas ruppige Thermik nutzend, steigen wir am Galimhorn nochmals auf fast 3400 m, genügend Höhe um bis nach Buochs abzugleiten. Nomen est Omen zufolge, finden wir den nächsten guten Schlauch erst wieder am Schluchberg am Ende des Melchtals. Mit 2900 m queren wir von dort zu unserem Klinkpunkt im Schlierental, gleiten noch über die Rigi und beenden unseren Flug nach 5:40 Stunden und knapp über 300 km in Buochs.

Am Sonntag den 21. April sind nur drei Piloten am Briefing. Wie angesagt verdecken hohe Schleierwolken die Sonne. Alptherm sagt erst für den Nachmittag mässige Thermik voraus. Die Druckdifferenz zwischen Lugano und Zürich beträgt knapp unter 4 hPa, so dass auch nicht mit verwertbarem Föhn zu rechnen ist. Ich melde mich deshalb am Morgen freiwillig für einen PAX-Flug. Wie erwartet finden wir im Schlierental keine nennenswerten Aufwinde. Mein Passagier geniesst aber die Aussicht in die verschneiten Alpen und übers Mittelland während seinem Flug von rund 50 Minuten im Duo HB-2513.

Kurz vor halb zwei starte ich zusammen mit Beat Herger, unserem engagierten Flugschüler zum zweiten Mal. Diesmal finden wir im Schlierental einen Schlauch mit grossflächigem, starkem Steigen bis auf 2600 m, den wir zwei Mal bis zum Top ausdrehen. Danach finden wir im ganzen Gebiet nichts mehr und fliegen zurück zum Stanserhorn. Beni, heute als unterbeschäftigter Flugdienstleiter tätig, macht uns darauf aufmerksam, dass am Urmiberg mehrere Segelflugzeuge deutlich erhöhen können. Da wir für eine sichere Querung zum Urmiberg schon zu tief sind, starte ich den Turbo. Mit bis zu 3 m/s Steigen über Beckenried queren wir zum Urmiberg, wo wir mit 1400 m ankommen.

Dynamisch steigen wir bis 2300 m und queren zum Oberbauen und von dort zu den Eggbergen. Den Einstieg in die Welle finden wir zwar nicht, aber wir erreichen im Schächental doch die Höhe von 2800 m und fliegen noch über 2 Stunden bis wir nach einem abwechslungsreichen Flug von insgesamt 4 ¼ Stunden und über 100 km wieder in Buochs landen.

Die Prognose für Montag den 22. April sagt eine Druckdifferenz von über 8 hPa voraus. Heute ist also mit starkem Föhn zu rechnen. Trotz oder wegen dem Föhn sind nur 5 Piloten am Briefing. Beni übernimmt die zwei Passagierflüge. Urs Frischknecht und Michael Gloor würden gerne im Doppelsitzer bei Marcel und mir mitfliegen. Unsere drei Top-Doppelsitzer sind also auch heute voll besetzt. Urs und ich starten kurz nach halb elf. Nach ca. 7 Minuten Schlepp klinken wir am Urmiberg auf rund 1600 m und steigen sofort weiter bis auf 2300 m. Für den Einstieg in die Welle wähle ich den gleichen Weg wie am Vortag über den Bauen zu den Eggbergen.

Im Schächental steigen wir bis auf 3500 m. Nach Osten hin ist alles grau in grau. Wir fliegen deshalb nach Westen zum Titlis, queren die Aare bei Innertkirchen und finden bei den Engelhörnern wieder starkes Steigen. Von Zürich Delta erhalten wir die Freigabe bis 5500 m. Allerdings erreichen wir nur 4450 m, was an einem Feiertag auch ohne Freigabe erlaubt gewesen wäre. Trotzdem ist es für mich ein Erfolg, dass wir die Freigabe erhalten haben, bedeutet das doch, dass ich am Funk einen vertrauenserweckenden Eindruck gemacht haben.

Unser Flug führt uns weiter zum Lauberhorn und zurück ins Gadmerental. Wir haben den Eindruck, dass sich der Föhn abgeschwächt und queren ins Engelbergertal. Leider belohnen uns weder die Walenstöcke noch der Brisen mit Steigen, so dass wir als letzte Chance nochmals den Bauen anfliegen. Hier können wir wieder genügend Höhe für die Querung zu den Eggbergen machen und steigen im Schächental ein zweites Mal an diesem Tag bis auf 2800 m. Auf dem Rückweg nach Buochs zieht der Urmiberg immer noch und so nutze ich die Gelegenheit um Urs auch den Einstieg in den Föhn über dem Talkessel von Schwyz im Lee des Frohnalpstocks zu zeigen. Der Schlauch steht nicht, wie mir Wisi bei meiner Föhn Einweisung gezeigt hat, über dem Mythencenter sondern über dem grossen Steinbruch nördlich der Talstation der Luftseilbahn von Morschach. Mit gemütlichen 2 m/s steigen wir bis auf 2300 m und queren ins Luv des Fronalpstocks, wo wir wieder Steigen finden. Von hier aus wäre die Querung des Riemenstaldentals zu den Eggbergen problemlos machbar. Jetzt geht’s aber zurück nach Buochs. Gemütliches Abgleiten über die Rigi und die Krienseregg runden diesen Flug von beinahe 250 km ab.

Vor dem Buochserhorn piepst das Vario zaghaft und wir verlängern unseren Flug mit Steigen von unter 0.5 m/s. Als sich auf der Flugplatzfrequenz ein Jet zur Landung anmeldet, welcher nur noch 19 Meilen entfernt ist, bin ich mir nicht sicher, dass ich meine Position so lange halten kann, bis die Piste wieder frei ist. Ich beeile mich deshalb mit der Landung. Nicht zum ersten Mal an diesem Tag sinken wir, diesmal als Folge der voll ausgefahrenen Bremsen, mit -5 m/s und landen nach einem Flug von 5 ½ Stunden auf Piste 24.

Der Osterhase hat uns Segelflieger dieses Jahr mit guten Bedingungen beschenkt. Wie es sich gehört, waren die Aufwinde manchmal gut versteckt und es hat teilweise etwas Geduld und „Gspüri“ erfordert sie zu finden. Trotz der sehr unterschiedlichen Wetterbedingungen konnte ich über 15 Stunden fliegen und habe in drei Flügen eine Distanz von 670 km geschafft. Ich erinnere mich gerne an diese Ostertage und die zufriedenen Gesichter am Abend von mir und meinen Copiloten zeigen, dass Streckenfliegen auch bei etwas schwierigeren Bedingungen glücklich macht.


Wir danken Swisslos für ihre finanzielle Unterstützung unseres Vereins, welche der aktiven Jugendförderung zugute kommt....