Von Felix Buser:
Am Sonntag den 24. März 2019 ist sonniges aber leider für uns Segelflieger zu stabiles Wetter angesagt. Zudem liegt noch viel Schnee in den Bergen, was die Thermikentwicklung hemmt. Urs Grubenmann und ich haben die Checkflüge bereits am letzten Wochenende gemacht und haben uns am letzten Donnerstag in Beromünster geistig auf eine ambitionierte Streckenflugsaison vorbereitet. Auch Urs Frischknecht möchte diese Saison erste Streckenflugerfahrungen sammeln.
Mit etwas gedämpftem Optimismus beobachten wir beim Briefing die stabilen Wetterbedingungen. Wisi hat seinen Nimbus 4 bereits startklar gemacht. Sein Plan ist, im Urnerland so lange zu Motoren bis er den Sprung über den Gotthard schafft und dann die gut angesagte Thermik im Süden der Alpen zu nutzen. Das Kartenstudium zeigt, dass ein solcher Flug auch mit einem F-Schlepp von ca. 30 bis 40 Min. bis auf ca. 2700 m möglich ist. Schnell entscheiden wir uns, dem Plan von Wisi zu folgen. Urs F fliegt als Kopilot mit mir in der DG 1001 M mit. Urs G ist mit seinem Discus 2ct unterwegs.
Der Schlepp durch das obere Reusstal verläuft mehr als ruhig. Auch über dem tief verschneiten Gotthardpass gleitet die DG 1001 M völlig ruhig dahin. Die obere Leventina empfängt uns wie angesagt wolkenlos. Trotzdem finden wir den Standardschlauch nördlich von Airolo auf anhieb und steigen mit bis zu 3 m/s schnell auf 3000 m. Weiter geht’s zum Matro, wo wir nochmals Höhe tanken. Die Querung nach Osten zur Cima die Piancabella ist ein Kinderspiel und wir erreichen dort die komfortable Höhe von 3500 m. Weiter geht’s über den Stregapass, wo uns Wisi entgegen kommt und weiter zur Ostseite des Calancatals. Er ist früher gestartet und wie immer viel schneller unterwegs als wir und hat einen Wendepunkt weit im Osten in der Gegend von Bozen bereits umrundet. Während wir weiter nach Südosten fliegen ist er schon Richtung Maggiatal unterwegs.
Auch auf der Krete östlich der Calancasca finden wir wieder Aufwinde. Der Schlauch am Ende des Calancatals, den uns Wisi über Funk empfohlen hat, steht noch und eröffnet uns den Blick auf den Flugplatz von San Vittore, wo in einer Woche das Frühlingslager stattfinden wird. Urs G fliegt weiter zum Claro und folgt danach dem Ticino nach Norden. Urs F und ich fliegen auf dem gleichen Weg zurück, wie wir gekommen sind. Als wir wieder beim Matro sind, meldet sich Wisi von Bosco Curin. Wir drehen nochmals auf 3300 m. Von nun an werden die Schläuche schwächer und seltener. Beim Ritomsee finden wir einen letzten Schlauch und drehen bis auf 2800 m. Gemäss LX haben wir 600 Höhenmeter Reserve bis Buochs. Da wir auch bei Airolo nichts mehr finden, fliegen wir auf der Sonnenseite das Reusstal entlang Richtung Altdorf. Über Flüelen sind wir noch auf 1600 m und würden nach Buochs Gleitzahl 25 benötigen. Der Gegenwind und erhöhtes Sinken lassen die Höhenreserve jedoch schnell schwinden. Auf der Höhe von Morschach haben wir sie aufgebraucht. Wir fliegen deshalb weiter Richtung Talkessel Schwyz, wo wir über landbarem Gebiet den Motor starten. Vier Minuten später haben wir genügend Höhe um in aller Sicherheit nach Buochs zu fliegen. Nach 3 ¾ Std Flugzeit, und einer Wertungsdistanz von 160 km landen wir auf Piste 24.
Auch Urs G kommt nicht ohne Turbo nach Hause und landet nach über 5 Std sicher in Buochs. Wisi war 7 ½ Stunden unterwegs und hat 550 km abgespult. Wir können also noch sehr viel von ihm lernen und sind natürlich wie immer dankbar um seine Tipps am Boden und in der Luft. Die strahlenden Gesichter nach der Landung zeigen, dass unser Motto „glücklich durch Streckenflug“ nicht von der Länge der geflogenen Strecke abhängt. Aus dem Trichter wegfliegen, ein paar Stunden in der Thermik kreisen und auch am nächsten Tag noch von den eindrücklichen Bildern träumen ist die Motivation, welche uns immer wieder antreibt auf Strecke zu gehen. Urs F, Urs G und ich sind uns einig, dass der Saisonauftakt 2019 genial gelungen ist und wir freuen uns auch dieses Jahr auf viele weitere glücklich machende Streckenflüge.
Felix
Wisi's Flug :-)
