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Ein Segelflug-Pensionär geht auf Reisen

Christian Hählen:  Eines meiner Ziele war schon länger, das Segelflugmuseum auf der Wasserkuppe/Rhön zu besuchen. Da meine Margrit auch gerne unterwegs ist, planten wir, nicht nur Museen, sondern auch deutsche Städte zu besuchen. So führte uns die wöchige Tour zum einen auf die Wasserkuppe und ins Technikmuseum Sinsheim, anderseits waren auch Würzburg und Heidelberg die Reise wert.

Eine gute Verkehrslage ohne wesentliche Staus und Tempolimiten brachten uns flott nach Poppenhausen an der Rhön. Am nächsten Tag ging es hinauf zur Wasserkuppe, bekanntlich zur Wiege des Segelflugs, dies bereits unter schönen Cumuli. Wie der Name besagt ist es eine Kuppe, nicht etwa wegen des Radoms, sondern des Geländes wegen. Die Asphaltpiste nach Osten neigt sich mit ca. 5 % bergab.

 Westseits für die Windenstarts (Bild 02) ist es wesentlich unregelmässiger, (Bild 03) brauchts doch zum Seilausziehen einen AUDI Quattro und trockenes Terrain. Wer nach einem Seilriss nicht opposite oder mit einer Volte landen kann geht unweigerlich ins Tal auf den Werkflugplatz von Schleicher Flz. Bau. Bei unserem Besuch trainierten gerade eine Gruppe deutscher Luftwaffenpiloten Windenstarts – fliegenlernen in Reinkultur! Im kurzen Flugzeugschlepp mit Klinkhöhe direkt über der Kuppe war an diesem Tag sicheres wegkommen auch für Schüler wie garantiert.

 

Nach interessanten Gesprächen und einer Rast beim Denkmal (Bild 04) besuchten wir anschliessend das Museum. Bald liessen einige Exponate viele Erinnerungen an meine segelfliegerischen Anfänge wach werden wie z.B.  Rhönlerche: 

Bild 05:  1. Alleinflug an der Winde, Schleppschulung hinter dem 90er Piper.

Bild 06: Grunau-Baby  Bedingungsflüge auf dem Sperrholz-Sitzbrettli!

Bild 07: Schleicher Ka 8 Bisenflüge am Hang, Querwind-Landungen.

Bild 08: Schleicher Ka-6b, Segelflüge im erweiterten Platzbereich.

Bild 09: LS-1c mein erstes umgeschultes GFK Flugzeug. (mit noch viel Balsaholz als Stützstoff)

Diverse damals als Superorchideen bekannte Flugzeuge sind dort unter anderem zu bewundern wie die D-36, BS-1 und ASW-12. Bemerkenswert an der ASW-12: aus aerodynamischen Gründen besass das Flugzeug keine Bremsklappen, dafür 2 Bremsschirme am Heck - fragwürdig für ein Flugzeug mit einem Gleitwinkel grösser 1:40! Eine EASA Zertifizierung? Heutzutage wohl eher nein! Die gesamthaft hergestellte Stückzahl ist mit 15 Exemplaren ja auch nicht gerade berauschend.

Diese 3 Flugzeugtypen verkörperten die Anfänge der heutigen Hochleistungssegelflugzeuge. Nebst einer Fülle bekannter Typen wie Bergfalke, Lo-100, Minimoa, Rhönadler etc. fielen auch einige Exoten auf, darunter ein Motorsegler-Prototyp eines gewissen Werner Kuffner, seinerzeit Mitkonstrukteur des B-4 bei Pilatus. Dass ein weiterer Prototyp auf den Übernamen «SCHÄDELSPALTER» hörte, erübrigt jeglichen weiteren Kommentar. 

Die Restaurationswerkstatt blieb leider an diesem Tag geschlossen; ich denke es lag wohl am Wetter!

Via Würzburg/Altstadt mit kleiner Visite im Röntgenlabor der ersten Stunde  erreichten wir das Technikmuseum in Sinsheim in der Nähe von Heilbronn. Hier sind die ausgestellten Flugzeuge in ihrer Aktivzeit wesentlich schneller als das viele Holz auf der Wasserkuppe. Hintereinander auf dem Hallendach die beiden Mach-2 Passagierflugzeuge: Die europäische Concorde und die russische Tupolev TU-144.

 Beide begehbar, eindrücklich wie eng die Kabinen innen sind. Mit einer Flugdauer von weniger als 4 Stunden über den Atlantik war das ja sicher auszuhalten. Die 3-Mann Besatzung bediente im Cockpit die mit unzähligen Schaltern und Rundinstrumenten vollgestopften Panels. Oski zuliebe verwende ich hierfür keinen andern Ausdruck!

In der Halle dann der Blanik L-13 (Bild 16 oben) Passagierbrevet. Sehr beliebter Ganzmetall-Doppelsitzer vor der Kunststoff-Aera und nochmals Rhönlerche. Wird auch in Deutschland «Rhönstein» genannt! (Bild 17 unten)

Weiter aufzählen würde den Rahmen dieses Berichtes völlig sprengen, ich kann nur soviel empfehlen: Geht mal dorthin (von DG, Bruchsal ist es nicht sehr weit entfernt; dort fahren/fuhren doch schon einige SGN-ler hin und wieder zurück.) Auch Speyer in 30km Entfernung hat ein ähnliches Museum, dies in Partnerschaft mit Sinsheim. Ausgestellt sind dort u.a. Jumbo-Jet und Sovjet-Raumfähre Buran. Nächstes mal dann!


Wir danken Swisslos für ihre finanzielle Unterstützung unseres Vereins, welche der aktiven Jugendförderung zugute kommt....